Slowenien: über Wurzenpass und Werschetzpass ins Sočatal

Liebe Freunde,

es wird Zeit über die letzte Ostalpentour im Detail zu berichten. Wir waren von München über den Großglockner angereist und hatten in der Nähe von Kötschach-Mauthern übernachtet. Heute steht die Fahrt über den Wurzenpass nach Slowenien an. Ziel war das Sočatal und die Slowenische Grenzkammstraße. Wie werden uns die slowenischen Straßen gefallen? Gibt es hier noch genug Schotterpisten für den Endurofahrer? Wir haben gutes Kartenmaterial eingepackt, aber leider nur wenig Zeit während dieses verlängerten Wochenendes. Also konzentrieren wir uns auf das Sočatal und seine Hügelketten sowie auf die slowenische Grenzkammstraße.

Von Kötschach-Mauthern führt uns die gut ausgebaute Bundesstraße 111 in östlicher Richtung immer wieder durch kleine Ortschaften, bis wir bei Arnoldstein die A2 überqueren und nach Süden in Richtung Slowenien abbiegen. Von Arnoldstein folgen wir der B83 bis Riegersdorf, wo uns die B109 auf den Wurzenpass und nach Slowenien führt.

Der Wurzenpass

Nach all den imposanten Pässen in den Westalpen erscheint der kleine Wurzenpass nicht gerade als eine Herausforderung. Er erreicht eine Höhe von 1071 m, ist durchgehend gut geteert und weist eine Schwirigkeit von SG2-3 auf. Seine maximale Steigung beträgt 18%. Die Passtraße ist lediglich etwa 9 km lang.

Da der Fernverkehr meist aber den 1991 gebauten Karawankentunnel verwendet, haben die Motorradfahrer den Wurzenpass fast für sich. Nach längeren Bauarbeiten 2010 ist die Straße wirklich gut ausgebaut und in tadellosem Zustand. Die langgezogenen weiten Kurven laden daher zu einer etwas zügigeren Fahrweise ein und so ist er wohl die abwechslungsreiche Passage über die Karawanken nach Slowenien und ins Sočatal, dem Ziel unserer heutigen Etappe.

Um den schönsten Teil dieser Etappe, das Sočatal zu erreichen, biegen wir bei Podkoren links nach Kranjska Gora ab, wo wir sogleich rechts der B206 über den Werschetzpass ins Sočatal folgen.

Der Werschetzpass

Um es kurz zu machen: Die folgenden 65 km von Kranjska Gora nach Gobarit durch das Sočatal sind wirklich eine Reise wert. Insbesondere die erste Hälfte der Strecke bis Bovec bietet immer wieder abwechslungsreiche Strecken mit wundervollen Aussichten und kleinen Serpentinen. Höhepunkt ist wohl der Werschetzpass (auch Vršič oder Passo della Moistrocca), einer der Hochpunkte in den Julischen Alpen. Zunächst gut asphaltiert, beginnt die B206 sich bald zum Werschetzpass hinaufzuschlängeln. Der Asphalt wird schlechter und ist teilweise ausgesetzt, was aber dem Spaß mit einer 990 Adventure keinen Abbruch tut — im Gegenteil. Die Serpentinen, die gleichzeitig immer wieder schöne Blicke auf die Julischen Alpen freigeben, sind zum Teil gepflastert. Der wunderschöne Mischwald gibt seine Blätter und Nadeln dazu. Wir haben Glück — das Wetter ist ausgezeichnet.

Die Strecke führt durch den Triglavski Nardony Nationalpark. Prisank ist das größte Massiv in den Julischen Alpen (2547 m). Der Werschetzpass bringt es jedoch nur auf relativ bescheidene 1611 m, ist aber trotzdem der höchste Gebirgspass Sloweniens und bildet die Wasserscheide zwischen der Adria und dem Schwarzen Meer. Insgesamt bietet der Werschetzpass 50 Serpentinen in einer wundervollen Landschaft. Fahrspass pur! Auf der Nordseite folgt der Trasse mit ihren Kopfsteinpflasterpassagen der alten, 1916 angelegten Militärstraße und fordert insbesondere bei feuchtem Wetter die Aufmerksamkeit des Fahrers. Die Südrampe ist neu gebaut und der Belag somit besser. Die Kehren sind jedoch in der Regel enger und unübersichtlicher.

Alles in Allem ist der Werschetzpass eine wirkliche Empfehlung!

Das Sočatal

Die Soča entspringt westlich in der Nähe des Werschetzpasses. Wir folgen dem Fluss ab Trenta, dem Ende der Südrampe des Passes bis Kobarid. Entlang des Oberlaufs findet man immer wieder kleine Hängebrücken über den Fluß, die Wanderwege verbinden, aber auch zu einer nahe gelegenen Rast einladen. Ab der Lepena-Mündung  bis Kobarid findet man immer mehr Wassersportler, die von den teils herausfordernden Wildwasserstrecken angezogen werden.

Mit dem anwachsenden Fluss und dem sich verbreiterndem Tal, wird auch die Straße flacher, breiter und gerader. Ein angenehmer Ausgleich nach den engen Serpentinen. Wir kommen wieder zügiger voran, passieren Kobarid und überqueren bei Most na Soči die Soča.

Nachdem wir etwa 40 km zügig vorangekommen waren, suchten wir wieder nach kleineren Straßen. Ist Slowenien nicht das Land der Enurowanderer? Gibt es hier nicht noch viel mehr Offroad-Strecken? Wo findet man diese?

Abseits der Hauptstraße, die in Richtung Nova Goriza führend immer breiter wurde, zeigte uns die Karte kleine, dünn in braun gezeichnete Nebenwege, die in anderen Regionen oft auf Schotterpisten haben schließen lassen. Wir verlassen das Sočatal und fahren auf den östlich gelegenen Bergrücken auf kleineren Wirtschaftsstraßen und Verbindungswegen. Die Route führt uns von Most na Soči über Tolminski Lom, Dolgi Laz, Kal nad Kanalom, Grgarske Ravne nach Grgar.

Die sanften Hügel erlaugen immer wieder wundervolle Blicke zurück in die Julischen Alpen, lassen aber schon die Ausläufer der Berge und das nahe Meer erahnen.
Die meisten Wege in diesem Gebiet sind zwar allesamt einspurig, jedoch perfekt frisch geteert, so dass wir uns über ein kleines Schottersträßchen freuen, das uns jedoch bald wieder auf die Teerstraßen zurückführt.

Als wir auf Grgar zu fahren, fällt uns ein markanter Tafelberg mit einem Kloster auf seinem Rücken ins Auge. Dort oben muss man einen wundervollen Fernblick haben. Wir fahren hinter Grgar rechts ein kleines Sträßchen hinauf, das sich als eine Art Kreuzweg entpuppt und bei einem Franziskanerkloster endet.

Wir machen Rast, besuchen das Kloster und genießen den Rundumblick. Von hier sieht man über die Stadt Nova Gorica hinweg das Mittelmeer. Bei schönem Wetter kann man hier bestimmt bis Trieste sehen. Die Berge auf dem Bild befinden sich bereits auf der italienischen Seite. Die slowenische Grenzkammstraße, die wir am nächsten Tag fahren wollen muss sich entlang der Hügelkette im Vordergrund erstrecken. Wir wollen noch ein wenig näher an den Start der Grenzkammstraße bei Golo Brdo heranfahren und dann ein Quartier suchen.

Auf der Rückseite des Tafelbergs unterhalb des Klosters führt hinter einem Busparkplatz ein kleines Schottersträßchen weiter. Niedrige Bäume spenden ein wenig Schatten und geben immer wieder Blicke frei. Das Sträßchen führt hinab zur B103, wo wir bei Plave die Soča  überqueren. Wir fahren weiter in westlicher Richtung. In den sanften Hügeln wird Wein angebaut und es wird Zeit eine Unterkunft zu finden.

Übernachtungstipp: Hotel Kozana

Bei Kozana werden wir fündig. Ein Wegweiser zeigt in Richtung der Weinberge und weist ein Hotel aus. Übernachtungsmöglichkeiten sind hier nicht gerade dicht gesät.

Das Hotel Kozana ist neu gebaut, befindet sich am nördlichen Stadtrand von Kozana, einem kleinen Örtchen mit alter Kirche und Weinbau. Auf der Rückseite finden wir eine Terasse mit Blick über die Weinberge in die italienischen Alpen. Ein guter Ort für das wohl verdiente Feierabendbier und ein idealer Platz zur Planung der nächsten Etappe.

Bei einem hervorragendem Dreigängemenü mit lokalen Spezialitäten und einem Glas lokal angebauten Weins geht die Sonne über den Alpen unter und erleuchtet dunkelrot den Himmel. Die Bedienung des Restaurants hat Verständnis, dass wir auf der Terasse bleiben und hier essen wollen. Man bringt Kerzen und deckt einen Gartentisch ein, währen die anderen Gäste sich im fein gedeckten Speisesaal einfinden.
Bei einem solch warmen Herbstabend und dem fantastischem Fernblick wäre es eigentlich eine Schande hineinzugehen.

Ich hoffe ich konnte Euch Slowenien ein wenig schmackhaft machen. Das Sočatal und der Werschetzpass sind wirklich eine Tour wert. Wir freuen uns schon auf den morgigen Tag und die slowenische Grenzkammstraße, die uns weiter nach Italien führt.

Anbei noch wie gewohnt die Route der Tagestour.

Herzliche Grüße
Euer Friedbert


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2 Gedanken zu „Slowenien: über Wurzenpass und Werschetzpass ins Sočatal

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