Rund um die Maira-Stura-Kammstraße

Liebe Freunde,

nachdem wir die Varaita-Maira-Kammstraße hinter uns gebracht und uns einen Tag auf die faule Haut gelegt hatten, wollten wir weiter in südlicher Richtung fahren und die Maira-Stura-Kammstraße in einer Rundtour erkunden.

Wir sind also von Elva aufgebrochen, um über San Martino und Stroppo wieder ins Tal auf die SP422 zu fahren, der wir in westlicher Richtung bis Ponte Marmora folgen.

Wer eine KTM 990 Adventure fährt, kennt seine Reichweite und fährt zuvor noch kurz nach Prazzo Inferiore, um sein Motorrad vollzutanken. Das Tankstellennetz ist hier nicht so dicht und wir verlassen nun wieder besiedelte Regionen.

Bei Ponte Marmora fahren wir aus dem Maira-Tal und folgen der Straße nach Marmora hinauf. Wenn man in Richtung Frankreich über den Col de la Lombarde fahren möchte, ist Marmora der Punkt der Entscheidung, ob man über Schotter über die bekannte Maira-Stura-Kammstraße oder durch ein wunderschönes Tal östlich der bekannten Höhenstraße über Tolosano und den Col Cuneo mit dem bekannten Denkmal an den Radprofi Marco Pantani fahren möchte.

Wir wählen zunächst die Strecke über Pian Preit zum Colle del Preit, also in Richtung Maira-Stura-Kammstraße. Hinter Marmora zieht sich das Sträßchen meist einspurig und gut geteert mit einigen Ausweichstellen versehen, entlang eines kleinen Tales gemächlich den Hang hinauf. Das schöne und heiße Wetter lockt alle Italiener in diese Höhenlagen, so dass an diesem Augusttag ein ungewöhnlicher Stau entsteht. Italiener sind nicht die freundlichsten Autofahrer, wenn es um Motorradfahrer geht und in den unbefestigten Serpentinen kommt man kaum zum überholen. Ungewöhnlich für einen Donnerstag, aber August ist einfach der Urlaubsmonat in Italien wie auch im nahen Frankreich. Kilometer vor dem Colle del Preit bereits Schlangen von Autos, die teils vergeblich einen Parkplatz neben der ohnehin schon engen Straße suchen und meist umkehren müssen. Nun ist klar, was diesen Stau verursacht hat.

Am Colle del Preit (2083 m, SG3) verlässt man das Teersträßchen auf einen kleinen, schmalen Schotterweg mit zunächst mittelgroben losen Schotter in Richtung Colle Cologna (2394 m, SG 3-4). Wanderer, Familien mit Kindern nebst vielen Mountainbikern, die oft ansteigen und schieben, quälen sich hier in Richtung Maira-Stura-Kammstraße. Im Juni wäre uns dies nicht passiert, nur leider hatten wir auf unserer Juni-Tour mit reichlich Regen zu kämpfen und waren in den Süden in Richtung Gorges du Verdon und Saint Tropez entflohen. Heute gleicht der Einstieg in die Maira-Stura-Kammstraße einem Spießrutenlauf.

Wir beschließen umzukehren und in die Route in umgekehrter Richtung einzufahren. Eine gute Idee, wie sich herausstellt. Zum einem führt die Strecke von Marmora über Tolosano durch ein wunderschönes und im Vergleich zum Colle del Preit fast menschen- und fahrzeugleeres Tal. Das ein- bis eineinhalbspurige Asphaltsträßchen ist sehr abwechslungsreich und die Landschaft wundervoll (Streetview). Zunächst geht es einem kleinen Bach entlang. Nur wenige Passagen führen durch längere Waldpassagen. Bald haben wir die Baumgrenze erreicht.

Der erste Pass hinter Tolosano ist der Colle d’Esischie (2451 m, SG 2-3). Hier teilt sich die Straße. Links geht es in östlicher Richtung über Pradleves nach Cuneo. Wir biegen rechts in Richtung Stura-Tal und Colle dei Morti (2481 m, SG2-3, auch Colle della Fauniera oder Col Cuneo genannt) ab, wo wir Marco Pantani (s. Bild oben) links liegen lassen.


Durch schroffe Steinformationen hindurch (Streetview) erreichen wir bald die in einer Linkskurve gelegene Abbiegung in die Maira-Stura-Kammstraße. Hier endet der Teer und die knapp 15 km lange und annähernd durchgehend gut geschotterte und fest planierte Höhenstraße beginnt. Von dieser Seite angefahren ist der Einstieg wesentlich einfacher und die Straße breiter. Trotz vieler Besucher befindet man sich hier nicht im Stau. In der Hochebene mit ihren Wiesen verläuft sich der Andrang und ganze Reisegruppen finden sich zum Picknick neben dem Weg ein. Es ist August…

Die gesamte Maira-Stura-Kammstraße weist einen Schwierigkeitsgrad von SG 3-4 (vergleichbar mit der Assietta-Kammstraße) auf, ist also für geübte Fahrer auch mit schwereren Motorrädern leicht zu meistern. Sie führt zunächst auf fast konstanter Höhe von etwa 2400 m um dann im letzten Drittel, zum Colle del Preit hin, auf knapp 2100 m abzufallen.

Der erste kleine Pass ist der Colle Bandia (2408 m), mit seinen markanten Ruinen, früheren Militärunterkünften und Bunkern. Von hier hat man einen guten Blick auf den Colle Margheria (2420 m). Über den Colle Cologna (2394 m) geht es dann hinab zum Colle del Preit (2083 m). Eine empfehlenswerte Genusstour, bei der es sich lohnt Zeit mitzubringen und eine kleine Rast in den Wiesen zu machen und den Ausblick zu genießen. Nur die Brotzeit muss man selbst mitbringen.

Empfohlene Rundtour

Marmora – Tolosano – Colle d’Esischie – Colle dei Morti – Colle Valacavera – Colle Bandia – Colle Margherina – Colle Cologna – Colle del Preit – Preit – Marmora

Diese Rundtour hat in etwa einen Schotteranteil von ca. 30% und besteht zu mindestens 50% kleineren, teils einspurigen Teerstraßen mit unterschiedlicher Qualität des Belags. Alternativ kann man die Tour auch von Südosten, vom Colle Valcavera aus anfahren. Dauer: ca. 1/2 Tag. Man kann sich Zeit lassen und die Berge genießen. Zusammen mit der Anfahrt ist ein Tag schnell vergangen.

Es ist schon viel Zeit vergangen und wir müssen bereits an die Rückfahrt denken. Wir wollen noch über den Col de la Bonette, müssen uns also in Richtung Frankreich aufmachen. Unser Weg führt in Richtung Col de la Lombarde. Hungrig von der Fahrt, halten wir auf dem Weg zum Colle di Caccia an einem kleinem Refugio an. Halb aus einem typischen Schutzhaus, im wesentlichen einer Metallhütte, halb aus einem Zelt wird hier lokale Küche angeboten und auf Plastiktellern serviert. Bodenständig und lecker — insbesondere wenn man Hunger hat. Es liegt noch eine lange Stecke vor uns. Somit können (bzw. wollen) wir nicht vom angebotenen eigenen Rotwein probieren, auch wenn damit das Essen sicher nochmals besser geschmeckt hätte.

Die Letzte Etappe geht dann über San Giacomo hinunter nach Demonte, wo wir auf die SS21 treffen, auf die wir in Richtung Westen einbiegen. Hinter Vinadio, bei Prato Lungo biegen wir links nach Süden ab. Die Straße nimmt einige Kehren und steigt dann kontinuierlich bis zur italienisch-französischen Grenze am Col de la Lombarde (2350 m), wo wir Italien verlassen und uns auf dem Weg zum Col de la Bonette machen, wo sich der Reisebericht in einem folgenden Artikel fortsetzen wird.

Abschließend noch wie gewohnt die Übersichtskarte zu der Route.

Herzliche Grüße und bis zum nächsten Mal
Euer Friedbert


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3 Gedanken zu „Rund um die Maira-Stura-Kammstraße

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