Actionkamera Drift-HD an KTM 990 Adventure

Liebe Leser,

immer wieder kommt es vor, dass man gerade von den interessantesten Passagen einer Tour keine Bilder hat. Läßt sich dieses Problem durch eine Action Cam beheben? Braucht man so ein Gerät? Ich wollte es selbst ausprobieren.

Foto (C) 2012 Drift Innovation

Spricht man mit verschiedenen „Experten“ erhält man verschiedene Antworten. Auf Grund des relativ kleinen Formats, des spritzwasserdichten Gehäuses, des kleinen Kontrolldisplays und der zugehörigen Fernbedienung, habe ich mich für die Drift-HD von Drift Innovation entschieden und diese Kamera im Piemont getestet. Anbei könnt Ihr einen Bericht über Für und Wider einer Helm- bzw. Actioncam  beim Einsatz auf einer Enduro lesen.

Motivation und Auswahl

Wie gerne hätte ich Euch eine Bilderserie oder gar ein Video bei der Auffahrt zum Colle Rascias auf der Varaita-Maira-Kammstraße gezeigt. Anhalten und fotografieren war in den schwereren Passagen nicht möglich. Ein Versuch wurde von Adelmut durch einen lauten Ruf quittiert, ich solle weiter fahren. Also eine Actionkamera muss her. Die GoPro Hero2 schneidet immer gut ab. Wer will aber so ein Kästchen am Helm haben? Zubehör ist entweder zusätzlich zu bezahlen oder bislang nur angekündigt und noch nicht verfügbar. Da beibt noch die Contour HD Kamera mit GPS und eben die Drift-HD. Erst später sind mir noch Alternativen, wie die Bullet HD Free oder die superleichte, aus dem Flugzeugmodellbau stammende Cam One Infinity aufgefallen. Schließlich war es der recht vollständige und umfangreiche Lieferumfang sowie einige Empfehlungen, die zu der Entscheidung geführt haben, die Drift-HD anzuschaffen.

Montage an der KTM 990 Adventure

Wohin mit der Kamera? Am Helm wollte ich sie nicht tragen. Das sieht affig aus. Vom Cockpit der KTM aus ist immer mehr Windschild als Landschaft zu sehen. „Du musst sie tiefer montieren, so dass man einen Teil des Vorderrads sehen kann!“ lautete ein Expertenrat.

Ich hatte noch eine RAM-Mount Rohrhalterung, wie sie z.B. auch für Garmin Navigationssysteme hergenommen werden kann, die bei meiner KTM Adventure gut am Motorsturzbügel befestigt werden konnte. Mit einem Klebepad baut man einfach eine ideale Halterung für die Drift-HD. Die Linseneinheit der Kamera ist schwenkbar, so dass man mit hilfe des Kontrolldisplays auch einfachst das Bild horizontal ausrichten kann. In dieser Perspektive zeichnet die Kamera mit ihrem 170° Weitwinkelobjektiv einen Teil des Vorderrades mit auf, was eindrucksvoll die Bewegung des Vorderrades relativ zum Motorrahmen dokumentiert und ein Gefühl für die Geschwindigkeit sowie die Bodenbeschaffenheit vermittelt.

Bewertung

Positiv ist die einfache Handhabung und die mitgelieferte Fernbedienung, die sich mit Klettband am rechten Lenker befestigen lässt, so dass die Fernbedienung sicher oben auf dem Gefäß für die Bremsflüssigkeit liegt und leicht bedient werden kann.

Der größte Nachteil ist die kurze Akkulaufzeit von knapp 1,5 Stunden. Ich habe eine Samsung 32 GByte class 10 µSDHC Karte eingesetzt. Diese reichte aus, um die schönsten Abschnitte einer einwöchigen Tour als Clips abzulegen. Die Batterie machte aber viel zu früh schlapp, so dass ich mit Hilfe eines Zigarettenanzünderkabels (nicht im Lieferumfang) vom Gabelkopflager entlang der Gabel eine Stromversorgung gelegt habe. Hierzu muss man einen mitgelieferten Deckel verwenden, bei dem man Kabel zum USB-Anschluss der Kamera führen kann. Nachteil: Der Deckel ist nicht sicher spritzwasserfest, so dass man bei einsetzendem Regen die Kamera entfernen muss.

Der Ton: Hat man die Kamera wie beschrieben montiert, hört man zu 80% das Dröhnen des LC8 und zu 20% Windgeräusche. Kurzzeitig schön, aber ein wenig eintönig. Beim Filmen von der 990 Adventure spielt der Ton eher eine untergeordnete Rolle und nervt nach spätestens 5 Minuten. Daher hier keine Bewertung.

Was ist mit der Bildqualität? Ich will keine grundlegende Qualitätsbewertung durchführen und diskutieren. Für einen Actioncam macht die Drift-HD sicher gute Bilder und kommt auch ganz gut mit dem Weißabgleich bei wechselnder Beleuchtung klar. Lediglich bei schnellem Lichtwechsel, wie bei der Fahrt durch kurze Schattenabschnitte, reagiert der Weißabgleich ein wenig hektisch.

Größtes Problem waren jedoch die Vibrationen des Zweizylinders. Zumindest ist das mein Erklärungsversuch. Insbesondere bei starker Beschleunigung oder Bodenunebenheiten wirkt das Bild immer wieder verwaschen und horizontale Wellenmuster durchziehen das Bild. Das nebenstehende Beispiel ist übrigens keine Seltenheit und ist von mir nicht bearbeitet worden.

Ich konnte beim Test leider nicht noch andere Halterungen ausprobieren, um herauszufinden, ob man das Bild hierdurch verbessern kann und der Welleneffekt verschwindet. Am Helm, wo die Erschütterungen sicherlich geringer sind, wollte ich die Kamera nicht tragen. Man kauft sich ja schließlich keinen teuren, leichten Helm, um dann ein solches Kästchen daran zu montieren. Und schließlich: wie sieht das denn aus?

Die Dateien werden auf der Speicherkarte als Apple Quicktime MOV-Dateien abgelegt und können problemlos abgespielt werden. Nach ca. 50 erfolgreich abgelegten Dateien (teils kurze Clips, teils Serienbilder, aber auch lange Videosequenzen), hat die Kamera jedoch ein 0 Byte langes Video abgelegt und konnte einen Clip nicht aufzeichnen. Sehr Schade. Im folgenden aufgenommene Videos konnten von der Kamera auf dem eingebauten Display nicht mehr angezeigt werden. Somit fehlte jegliche Kontrolle, ob die Kamera überhaupt noch richtig arbeitet. Auch ein Problem der Vibrationen am Motorrad? Beim späteren Auslesen der Speicherkarte auf dem PC tauchten dann viele Dateien wieder auf, einige und gerade die letzten die mir sehr am Herzen lagen, fehlten jedoch.

Abschließend noch eines der besseren Testvideos in Full HD und ungeschnitten sowie unbearbeitet, damit Ihr Euch selbst eine Meinung bilden könnt:

Beim Upload sagt Youtube: „Wir haben festgestellt, dass dein Video eventuell verwackelt ist. Sollen wir dies korrigieren?“ Wie gesagt seht Ihr hier das unveränderte Video.

Fazit

Ergebnis des Tests: Ich konnte für mich persönlich nicht den wirklichen Mehrwert einer Actioncam feststellen und habe die Kamera zurückgegeben. Ursprünglich wollte ich meinen Lesern mehr Bilder insbesondere von schwereren Streckenabschnitten bieten, an denen man nicht eben so mal anhalten will.

 Die Kamera funktioniert unter „normalen Bedingungen“ offensichtlich sehr gut und erzeugt auf einfache Weise qualitativ hochwertiges Bildmaterial. Lediglich der Weißabgleich erscheint bei schnellem Lichtwechsel, wie bei der Fahrt durch Schattenabschnitte, ein wenig „hektisch“. Beim Einsatz auf einer Enduro scheint die Kamera jedoch an Grenzen zu stoßen. Eine verbesserte und ggf. besser schwingungsgedämpfte Halterung wäre offensichtlich von Nöten.

Nun überlege ich, ob ich ein anderes Modell testen soll. Anregungen und Empfehlungen für den Einsatz auf einer artgerecht gehaltenen Enduro nehme ich hier sehr gerne entgegen — Leihstellungen natürlich auch.

Herzliche Grüße
Euer Friedbert

3 Gedanken zu „Actionkamera Drift-HD an KTM 990 Adventure

  1. Ich habe auch eine Drift, und habe dasselbe Ergebnis mit den Wellen. Meine Erklärung ist aber eher die Zündkerzen und die mangelhafte Entstörung der Stecker. Ich fahre eine KLR Tengai Einzylinder Reiseenduro und habe bei der Montage der Drift mehrere Camhalter probiert. Sobald die Cam am Motorrad montiert ist, auch am Heck, ist es immer noch zu nah am Störimpulsgeber. Auch treten die Wellen extrem beim beschleunigen, also erhöhte Zündfolge auf. Nächste Möglichkeit bleibt dann doch der Helm, oder wie auch schon gesehen auf der Schulter (wohl aber eher weniger produktiv, da Körperhaltung variiert..) Zurückgeben ist bei mir nicht drin, ist schon über eineinhalb Jahre her, daß ich mir die Kamera zugelegt habe.

    • Hallo Markus,
      ich habe in der Zwischenzeit auch die GoPro Hero Motorsport ausprobiert. Auch diese Kamera hat leichte Probleme mit horizontalen Streifenmustern, die jedoch nicht so gravierend sind. Deshalb habe ich diese behalten.
      Ich bin immer noch der Ansicht, dass die Muster durch Vibrationen entstehen. Vielleicht ist auch nur der GoPro-Halter stabiler und schwingt weniger. Vielleicht ist die Kamera (Auslesen des CCDs) aber auch schneller. Meines Erachtens ist eine gute und schwingungsarme Anbringung entscheidend.
      Herzliche Grüße
      Friedbert

Dein Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.